Aule lippske Sprüche un Wüisheuten
Alte lippische Sprüche und Weisheiten
 
Twisken Hand un Munne geuht vell teo Grunne.
Zwischen Hand und Mund geht viel zu Grunde.
 
Iuse Herrgott lätt de Bäume nich in´n Hemmel wassen.
Unser Herrgott lässt die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
 
Wat de Kopp vergett, möt´t de Beune nohalen.
Was der Kopf vergisst, müssen die Beine nachholen. Frei: Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen.
 
Achter den Bergen wird auk nau met Braut backen.
Hinter den Bergen wird auch nur mit Brot gebacken.
 
Den Kalenner maket de Minsken, öbber iuse Herrgott maket dat Wedder.
Den Kalender machen die Menschen, aber unser Herrgott macht das Wetter.
 
Wenn de Bottern olle es, hät dat Schmer´n eun Enne.
Wenn die Butter alles ist, hat das Schmieren ein Ende.
 

Es es keun Pott seo scheuf, do passt´n Stülpe up.
Es ist kein Topf soe schief, da passt ein Deckel drauf. Frei: Auf jeden Pott passt ein Deckel.
 
Wer sick för´n Pankeoken iutgift, de wird auk dovör upgetten.
Wer sich für einen Pfannkuchen ausgibt, der wird auch dafür aufgegessen.
 
Up suinen eugenen Messe hät de Hahne jümmer dat grötste Weort.
Aus seinem eigenen Misthaufen hat der Hahn immer das größte Wort.
 
Biuen es ´ne Lust, öbber wat et kost´t, häbb´eck nich wusst.
Bauen ist eine Lust, aber was es kostet, habe ich nicht gewusst.
 
Geduld, Vernunft un Hawergrütte sin teo vellen Dingen nütte.
Geduld, Vernunft und Hafergrütze sin zu vielen Dingen nütze.
 
Vell Grütte unner de Müssen es recht vell nütte
Viel Grütze unter der Mütze ist recht viel nütze.
 
De Sunne schint nenn Braut iut´n Schappe.
Die Sonne scheint kein Brot aus dem Schrank.
 
Jeder mot wieten, dür wecke Dür heu kommen es.
Jeder muss wissen, durch welche Tür er gekommen ist.

 Iuse Herrgott bewahre de Siegens vör langen Schwänzen.
Unser Herrgott bewahre die Ziegen vor langen Schwänzen.
 
De Koihe vergett´t lichte, dat seu auk mol Kälwer wesen sind
Die Kühe vergessen leicht, dass sie auch mal Kälber waren:
 
Den eunen suin Daud es den annern suin Braut
Des einen sein Tod ist des anderen sein Brot.
 
Wer in ´er Höllen sitt, mott teon Duiwel Onkel söggen.
Wer in der Hölle sitzt, muss zum Teufel „Onkel“ sagen.
 
Wer sick unner de Klui´en menget, werd lichte van Schwüinen fretten.
Wer sich unter die Kleie mischt, wird leicht von Schweinen gefressen.
 
Bui´n Gelle hoiert de Frünskopp up.
Beim Geld hört die Freundschaft auf.
 
Seo lange eck müinen Diumen dotwisken haule, krigst die de Dür nich teo.
So lange ich meinen Daumen dazwischen halte, kriegst du die Tür nicht zu.

Heu hät de Klocken leuen hort, weut obber nich, wo seu henget.
Er hat die Glocken läuten gehört, weiß aber nicht, wo sie hängen.

Wer vell Wünske hät, mott krank wern, un glück hät heu bleoss eunen.
Wer viele Wünsche hat, muss krank werden, und gleich hat er bloß noch einen.

Twisken Trainen und Trainen es de Unnerscheud grötter os twisken Hemmel un Eern.
Zwischen Tränen und Tränen ist der Unterschied größer als zwischen Himmel und Erde.

Heu kürt oll van den Dake un hät nau keunen Grudsteun lächt.
Er redet schon vom Dach und hat noch keinen Grundstein gelegt.

Hür helpet keun Been mahr, hür mott Mäß hen, sächt de Biuwer os heu vör suinen schlöchten Kartuffeln stoht.
Hier hilft kein Beten mehr, hier muss Mist hin, sagt der Bauer als er vor seinen schlechten Kartoffeln steht.

Wer örst beet, wenn`t Gewidder do es, den hort keuner.
Wer erst betet, wenn das Gewitter da ist, den hört keiner.

Wat diu der Katten nich gönnst, dat hoalt seck de Muise duwwelt.
Was du der katze nicht gönnst, das holen sich die Mäuse doppelt.

Keunen Daler hätt seu vürn niuen Hammerstil, awer jümmer anner Theken stohn.
Kein Geld haben sie für einen neuen Hammerstiel, aber immer an der Theke stehen.

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